Die Geschichte Köpenicks
- Langfassung -
Jedem der sich für die Geschichte Köpenicks interessiert,
empfehle ich den Besuch des Heimatmuseums Köpenick
12555 Berlin-Köpenick, Alter Markt 1
Internet:
museum-treptow-koepenick.de
Die Geschichte des heutigen Köpenick reicht weit in die Vergangenheit zurück. Am Zusammenfluß von Spree und Dahme hatten sich einige Talsandinseln gebildet, die ständig oder periodisch von Armen der beiden Ströme umflossen wurden. Unmittelbar im Mündungsbereich der Dahme erstreckte sich eine Talsandinsel annähernd in Nord-Südrichtung in der Dahme von etwa 600 m Länge und 50-150 m Breite. Sie teilte die Dahme in einen westlichen und einen östlichen Mündungsarm, der nur noch als Rest im sogenannten Frauentog erhalten geblieben ist, während der westliche Arm heute das Dahmewasser abführt. Auf älteren Karten findet sich die ehemalige Fortsetzung des Frauentoges als alter Dahmearm angedeutet in der Art der Bebauung der Köpenicker Altstadt. Baugrunduntersuchungen ließen diesen Arm im Profil eindeutig als 6-8 m tiefen Flußarm erkennen, der allmählich versumpft ist und im Mittelalter und in neuerer Zeit schließlich zugeschüttet wurde. Die Köpenicker Altstadt ist folglich im Verlaufe des Mittelalters aus zwei sich in Nord-Südrichtung erstreckenden Inselkernen entstanden.
Die frühzeitliche Besiedlung
Archäologische Ausgrabungen, welche Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften in den Jahren 1955 bis 1958 vornahmen, belegen, daß die oben beschriebene langgestreckte Insel (die heutige Schloßinsel, die damals noch mit der Altstadtinsel zusammenhing) erstmals am Ende der jüngeren Steinzeit besiedelt wurde. Dieser offenbar nicht allzu starken Besiedlung folgte eine dichtere in der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit. Die Siedlung hatte eine Längsausdehnung von mindestens 400-500 m und eine Breite von 50-150 m, d.h., sie umfaßte nahezu die gesamte Köpenicker Insel. Später sollen sich auch die germanischen Semnonen in Köpenick für einige Jahrhunderte niedergelassen haben, ehe sie sich auf ihre Völkerwanderung begaben.
I. Die Besiedlung durch die Slawen
Um 720 siedelten sich zwei Slawenstämme im Berliner Raum an. Man benannte sie nach den Flüßen an denen sie lebten. An der Havel die Heveller, die sich selbst Stodoranen nannten (Mittelpunkt "Brennabor", die spätere Stadt Brandenburg) und an der Spree die Sprewanen mit Köpenick als Zentrum. Ein weiterer von den Hevellern an der Havel errichteter Herrensitz ("Spandow" = Spandau) mit seiner danebenliegenden Siedlung ist die erste "städtische" Siedlung im Berliner Raum. Bis ins frühe 11. Jahrhundert blieben die um 825 befestigten Burgsiedlungen Spandau und Köpenick hier die größten Wohnplätze.
Die eigentliche Geschichte Köpenicks begann somit durch die Besiedlung der Slawen, die, dem Lauf der beiden Flüsse folgend, ihr Herrschaftsgebiet allmählich immer mehr vergrößerten. Der Stamm der Sprewanen stieß bei seinen ausgedehnten Erkundungen auf jene Stelle, an der, eingebettet von zwei Flußläufen, eine Insel aus dem Wasser ragte, die sich für die Errichtung einer befestigten Siedlung geradezu anbot.
Auf drei Seiten vom Wasser der Dahme nahezu sturmfrei gehalten, war eine Annäherung für einen Gegner bei der damaligen Kriegstechnik in erster Linie nur von Norden über die langgesreckte Insel möglich. Hier konnte die Burgbesatzung zunächst im Vorfeld das Betreten der Insel zu verhindern suchen. Gelang das nicht, so blieb die Burg als Zuflucht, aus der man wiederrum nötigenfalls zu Wasser entkommen konnte. Die Burg hatte weiterhin eine ausgezeichnete Lage für die Beherrschung des Flußverkehrs. Mitten im Fluß gelegen, befanden sich beide Arme der Dahme unter ihrer Kontrolle. Jedes Fahrzeug, das den Strom passierte, mußte sich der Burg auf Bogenschußweite nähern. Ohne große Schwierigkeiten konnte aber auch der Verkehr auf der Spree von der Burgbesatzung überwacht und von der Nordspitze der Insel aus beherrscht werden. Aus diesen Verhältnissen kann man entnehmen, daß die Köpenicker Burg eine ausgezeichnete strategische Lage hatte und den gesamten Wasserverkehr im inneren Brandenburg in Nord-Südrichtung an einem Brennpunkt zu kontrollieren vermochte. Der Flußverkehr erschloß der Köpenicker Burg gleichzeitig ein beträchttliches Hinterland. Die Dahme mit der Notte als Nebenfluß führte in das seenreiche Gebiet im Süden und Osten des Teltow um Zossen und Königswusterhausen bis nach Teupitz. Dieses Gebiet war bereits in älterslawischer Zeit verhältnismäßig stark besiedelt.
An der Südspitze der Schloßinsel fand man die Reste einer Burganlage, die vor 825 gegründet, nach einer Brandkatastrophe spätestens um 925 erneuert und am Ende des 10. Jahrhunderts zerstört und eingeebnet wurde. Sie wies einen Durchmesser von etwa 50 Metern auf. Innerhalb ihrer Erdwälle von nur 1-1,5 m Stärke standen wenige Rundhäuser, Wohnstätten der slawischen Fischer. Die Slawen waren es dann auch, die Köpenick den Namen verliehen, das sie in ihrer Sprache als Copnic - auf einer Insel gelegener Ort - bezeichneten.
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II. Die Slawen unterliegen den Askaniern
Nach der Zerstörung der ersten und später der zweiten Burganlage entstand auf der Insel eine große befestigte Siedlung, die der slawische
Fürst Jaxa de Copnic (bzw. Jaczko, Jasso oder Jatzko) zu seinem Sitz erkor. Nach den geschichtlichen überlieferungen war er ein Verwandter des in Brennabor in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts residierenden Fürsten Pribislav und dessen Frau Petrussa, die sich beide dem Christentum zugewandt hatten. Von Jaxa selbst erhalten wir außer den spärlichen geschichtlichen Aufzeichnungen auch noch aus einer Reihe von Münzfunden Aufschluß. Diese Münzen, die man mit dem Namen "Brakteaten" bezeichnet und von denen insgesamt 7 Typen bekannt geworden sind, zeigen Jaxa als einen reichen Fürsten von ausgesprochen slavischem Nationalbewußtsein, der auf Grund des Palmenzweiges und anderer christlicher Symbole auf seinen Münzen Christ gewesen ist. Die Umschrift auf den Münzen bezeichnet ihn gleichfalls als " Knes de Copnic" ("Knes" = Herr, Herzog), während er in den Aufzeichnungen des Chronisten Heinrich von Antwerpen, eines Zeitgenossen des Pribislav, als "Principans tunc in Polonia" umschrieben wird.
Er eroberte vermutlich im Frühjahr 1157 mit polnischer Waffenhilfe sowie einer Mischung aus List, Verrat und Bestechung die Burg Brandenburg. Aber schon im Juni wurde er durch Albrecht den Bären vertrieben, nachdem die waffenmäßig schlecht ausgerüsteten Slawen in einer Entscheidungsschlacht an der Havel (11. Juni 1157) unterlagen. Albrecht nahm endgültig Brandenburg ein und den Titel eines Markgrafen an. Dieser Tag und dieses Ereignis gelten als Geburtsstunde der Mark Brandenburg.
Die mit dieser Schlacht in Zusammenhang gebrachte Berliner Schildhornsage ist jedoch nur eine Erfindung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Im 12. Jahrhundert begann die deutsche Ostexpansion, die Askanier unter Albrecht dem Bären und die vom Meißner Markgrafen geführten Wettiner drangen gewaltsam in die slawischen Gebiete östlich der Elbe ein und unterwarfen die dortigen Stämme. Die Köpenicker Burg wurde offenbar währen dieser Kriegszüge zerstört oder niedergebrannt. Nach der Zerstörung wurden neue Bauten angelegt, so daß man auch mit der Anlage einer neuen Befestigung auf altem Grundriß rechnen kann. In einer Urkunde, die Konrad II. Markgraf von Meißen ausstellte, wird Köpenick am 10.02.1210 (die frühere Angabe: 10.02.1209, beruhte auf falschen Berechnungen) erstmals erwähnt. Es gilt als sicher, das Köpenick vorher keine städischen Rechte besessen hat. Am 7. März 1232 erließen die brandenburgischen Markgrafen Johann und Otto eine Verordnung, die sämtliche Teltower Städte verpflichtete, sich "ihr Recht in Spandau" zu holen. Köpenick erhielt daraufhin das Stadtrecht. Im gleichen Jahr wurde der Stadt eine Dotation von 44 Hufen Ackerland (ca. 1.400 Morgen) jenseits der Spree zugewiesen. Diese bildeten den Grundstock für die Entwicklung des Gemeinwesens zum Ackerbürgerstädtchen. Allmählich entsteht eine zur Burg führende Straß ensiedlung, die spätere Schloßstraße und heutige Straße Alt-Köpenick, deren nördliche Begrenzung der 1245 errichtete Vorgängerbau der heutigen St. Laurentiuskirche darstellt.
Die Askanier behielten die Oberhand in einer Fehde mit den Wettinern zu Beginn des 13. Jahrhunderts, in der es um die alleinige Machtausübung in den eroberten Gebieten ging. 1239 entbrannte dabei der Kampf um den Spreegau mit Köpenick und Mittenwalde. Die zuletzt unter den Wettinern errichteten Befestigungen wurden dabei offenbar zerstört. Nachdem die Askanier auf der Schloßinsel einen Vogt eingesetzt hatten, bestand dessen erste Amtshandlung darin, die slawischen Bewohner zum Verlassen der Insel zu zwingen und sie mit deutschen Kolonisten zu besiedeln. Es entstand eine askanische Burg und auch die Entstehung der Köpenicker Altstadt nahm ihren Anfang. Die Ausbildung dieser Siedlung zur Stadt vollzog sich nur sehr langsam. Urkunden belegen, daß 1298 Köpenick noch als ,,oppi-dum“ bezeichnet wurde, während 100 Jahre später die Bezeichnung ,,civi-tas“ (Stadt) auftauchte. Die Slawen wurden auf dem rechten Dahmeufer im heutigen Kietz in 31 Gehöften als Dienstleute zu niederem Recht angesiedelt. Das daraus entstehende Fischerdorf war eine zur Burg gehörende Dienstsiedlung die erstmals 1375 urkundlich erwähnt wurde. Noch um 1387 wurden die Kietzbewohner als "die wende" bezeichnet. Der Kietz blieb Jahrhunderte ein Fischerdorf und wurde erst 1898 nach Köpenick eingemeindet. Um 1300 begann vermutlich die Verfüllung des vermoorten Dahmearmes. Am Ende des 13. Jahrhunderts fanden wahrscheinlich die weiteren Verkleinerungen der Burganlage und die Errichtung einer neuen Burg statt. Mit dieser Burganlage blieb Köpenick fester Platz vor den Toren Berlins und wurde zum Druckmittel in den Händen des Feudaladels gegen das aufstrebende Berliner Bürgertum, das vergeblich die Burg zu beseitigen versuchte.
Schon in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts wirkte sich der Einfluß der durch die Askanier geförderten Doppelstadt Berlin-Cölln zum Nachteil für Köpenick aus. Die bisher über Köpenick fü hrende Handelsstraße von Magdeburg nach Brandenburg verlief nun über den aufstrebenden Handelsplatz Berlin. Damit wurde Köpenick mehr und mehr an die Peripherie gedrückt und verlor zunehmend an Bedeutung.
Nach dem das Askanische Fürstengeschlecht im Jahre 1320 ausstirbt, fällt die Mark Brandenburg an die oberbayerischen Wittelsbacher. 1323 tritt Köpenick dem Mittelmärkischen Städtebund bei, einer mittelalterlichen Vereinigung, entstanden, um der übermacht der Landesfürsten eine Barriere entgegenzusetzen. 1325 erwirbt Köpenick unter Kaiser Ludwig IV. die Bestätigung seiner de facto seit 1232 bestehenden Spandauer Stadtrechte.
Aus einem Landbuch, das Kaiser Karl IV. im Jahre 1373 (oder 1375) anlegen ließ, ist ersichtlich, daß die Bevölkerung Köpenicks zu dieser Zeit aus 24 Hausbesitzern und Fischern bestand, die gemeinsam "15 Silberpfennige, 3 Tonnen Honig und 6 Schock böhmische Groschen aus dem Holzverkauf" an den Landesherren abzuführen hatten. Gleichermaßen wurde zu Köpenick Land- und Wasserzoll erhoben, wofür der Schloßvogt den Reisenden sicheres Geleit zu geben hatte. Die Wasserzollrechte gab der Vogt allerdings am 28. September 1298 im Auftrag des Markgrafen Otto IV. für "220 Pfund brandenburgischer Pfennige", etwa 52.800 Silberpfennige oder 8 Kilogramm Silber an die Stadt Berlin ab, welche längst die hervorrangende strategische Bedeutung Köpenicks erkannt hatte. 1375 werden in diesem Landbuch auch Rahnsdorf und Schmöckwitz erwähnt. Dort heißt es: "Smekewitz hat keine Hufe, sondern die Fischer haben seit Alters her das Recht des Fischens an den Gewässern der Markgrafen". Außer der Fischerei betrieben die Schmöckwitzer lange Zeit nur noch die Imkerei. Sie "haben die Zeidelweide in der markgräflichen Heide und müssen dafür dem Schloß Köpenick einen Krug Honig abgeben". Das Dorf bestand damals nur aus 15 Häusern.
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III. Die Köpenicker Burg
Während sich die Doppelstadt Berlin-Cölln entwickelte, blieb Köpenick sorgsam darauf bedacht, seine Eigenständigkeit zu wahren. Wer die Köpenicker Burg besaß, der vermochte die Zufahrtswege nach Berlin von Ost und Süd unter seine Kontrolle zu bringen. So wollte die Berliner Bürgerschaft die Burg in ihren Besitz bringen, um sie unschädlich zu machen. Der Plan glückte nicht.
Zwar konnte die Burg 1381 käuflich erworben werden, nachdem sie wä hrend der Herrschaft der Luxemburger über Brandenburg 1376 zeitweilig in den Besitz von Hans und Ullrich von Biberstein gelangte, doch gegen die beabsichtigte Zerstörung erhob der Landesherr Markgraf Wilhelm von Meißen Einspruch. Schließlich kam es in dieser Angelegenheit zu einem langjährigen Streit, an dessen Ende die Burg 1394 an Heinrich Reichenbach verkauft wurde. 1405 bemächtigte sich der Raubritter Dietrich von Quitzow sowohl der Burg als auch der Stadt Köpenick. Die Quitzows machten den Berliner Kaufleuten das Leben schwer. Auf den Handelsstraßen gehörten Wegelagerei und Raub zum Alltag. Dietrich von Quitzow bereitete aber auch einer erheblichen Ausweitung der städtischen Rechte den Weg, indem er 1409 dem Rat von Köpenick die Gerichtsbarkeit über seine Bürger verlieh. Erst nach langen Verhandlungen gelang es den Berlinern, die Burg wiederum zu kaufen.
IV. Marktrecht und Fischereigerechtigkeit
Als Kurfürst Friedrich I. in Brandenburg regierte, erwarb er 1412 die vor den Toren Berlins gelegene kleine und arme Stadt Kö penick und die Burg, da sie eine günstige Ausgangsbasis für seine künftigen Machtbestrebungen bot. 1416 verpfändet er das Schloß und die Stadt an Otto von Lossow.
Um der dort herrschenden Armut zu begegnen und das baufällige Städtchen zu sanieren, billigte der Kurfürst 1424 den Köpenickern das Recht zu, einen Markt abzuhalten. Hökerinnen boten rings um die Rosenstraße und die ehemalige Schloßstraß e Waren an, Gaukler und andere Vertreter der fahrenden Zunft führten Kunststücke vor. Die Nachfolger des Kurfürsten verliehen 1451 den Fischern am rechten Dahmeufer die "Fischereigerechtigkeit", was bedeutete, daß sie nunmehr die umliegenden Gewässer ohne Einschränkung befischen durften.
In Verbindung mit diesem Recht kam es 1451 erstmals zum sogenannten Grenzenzug in Köpenick, aus dem sich später ein Volksfest entwickelte, das bis zum Jahre 1874 beibehalten wurde. Was hatte es damit auf sich? An einem bestimmten Tag zogen die Fischer mit ihren Booten hinaus, um die Fischgründe nach Fanggebieten aufzuteilen, zugleich wurden an Land die Grenzhügel den neuesten Besitzständen angepaßt. Am Abend sprachen Fischer und Dörfler eifrig dem Bier zu, während die Fische im Feuer rösteten. Auf farbigen Glasmosaiken ist dieses Geschehen im Saal des Köpenicker Rathauses festgehalten.
Als Friedrich 1426 die Mark verließ und seinem Sohn Johann das Amt übernahm, ging Köpenick mit dem Schloß an die Familie Uchtenhagen über. In der danach folgenden Zeit wechselte es dann noch einige Male seinen Besitzer, ehe es endgültig vom Kurfürsten übernommen wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde Schloß Köpenick Sitz einer kurfürstlichen Verwaltungsbehörde (Amt), das heißt, von hier aus verwaltete ein vom Kurfürsten eingesetzter Amtmann mehrere zum Amt gehördende Gemeinden.
1478 zerstörte ein Brand viele Häuser.
1558 wurde mit dem Bau eines Renaissance-Jagdschloßes begonnen. Dieses ersetzte an gleicher Stelle die bisherige Askanierburg. Für diesen Bau hatte Kurfürst Joachim II. den angesehene Stettiner "Meister Wilhelm Zacharias einem welschen Maurer" beauftragt. Der Vertrag dazu ist auf den 17. April 1558 datiert. Die dreigeschossige Vierflügelanlage auf quadratischem Grundriß wurde von vier Türmen an den äußeren Ecken sowie einem fünften innerhalb des Schloßhofes überragt. Nachdem Joachim II. unter zweifelhaften Umständen am 03. Januar 1571 verstarb, wurde der Bau unter dessen Nachfolger Johann-Georg noch im gleichen Jahr vollendet.
In der Folgezeit blieb die gesamtstädtischen Entwicklung deutlich hinter der Bedeutung des Schloßes zurück. Im Jahre 1573 wurden lediglich 90 Bürgerstellen gezählt, welche zusammen pro Jahr "572 Taler, 5 Groschen und 3 Pfennige" Abgaben zu entrichten hatten. 1573 entstanden in Köpenick die ersten Innungen, Zusammenschlüsse der Fischer und Beutner (Imker), später kamen die Lohgerber, Schuster und Bäcker hinzu.
Kupferstich von Köpenick um 1652 mit Renaissance Jagdschloß.
Dieser Kupferstich von Matthäus Merian ist die älteste Darstellung Köpenicks.
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V. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm
Die langsame, aber beständige Entwicklung Köpenicks wurde 1618 mit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges jäh unterbrochen. Die kriegführenden Parteien preßten die Bürger aus, steckten viele ihrer Häuser in Brand. Zeitweilig wurde das Jagdschloß von schwedischen Truppen besetzt. Auch König Gustav Adolf von Schweden nahm hier im Jahre 1631 vor seiner Zusammenkunft mit dem brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm Quartier. Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges lebten in der Stadt Köpenick nur noch 14 und im Kietz 13 der ursprünglich insgesamt 91 Bewohner, ein Großteil der Häuser war verschwunden. Eine Revision erbrachte den Nachweis von 105 Bürgerstellen, von denen 40 völlig verödet waren.
Erst als Friedrich Wilhelm, der "Große Kurfürst", 1640 die Herrschaft im Kurfürstentum Brandenburg übernahm, wurde dem Elend in der Stadt vorläufig ein Ende bereitet. Zur Wiederbelebung trug natürlich auch der Bau des Friedrich- Wilhelm-Kanals, dem heutigen Oder-Spree-Kanal bei. Als dieser nach siebenjähriger Bauzeit im Jahre 1669 für die Schifffahrt freigegeben wurde, lag Köpenick an einer überregional bedeutsamen Wasserstraße. Im gleichen Jahr wurde auch der Neubau der Langen Brücke abgeschlossen. Diese aus 70 Jochen bestehende Holzbrücke wurde erst 1890 durch die heutige Konstruktion ersetzt. In den vergangenen Jahrzehnten hatte der bauliche Zustand des Schlosses stark gelitten, was dazu führte, daß Kurfürst Friedrich Wilhelm im Jahre 1659 Mittel zur Instandsetzung zur Verfügung gestellt hatte. Aber auch in den Folgejahren wurden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen sowohl im Innen- als auch im Außenbereich durchgeführt.
1669 schenkt Friedrich Wilhelm seinen Söhnen Karl-Aemil und Friedrich Amt und Schloß Köpenick. Wahrscheinlich hatte Karl-Aemil nie längere Zeit im Schloß gewohnt. Er begab sich, gemäß des Wunsches seines Vaters, auf die Universität Straßburg, wo er aber schon 1674 unerwartet starb. In folge dessen ging der ganze Besitz an Friedrich über. Inzwischen war das erst knapp über 100 Jahre alte Renaissance-Jagsdschloß aber "unmodern" geworden. Der französische Einfluß wurde immer stärker. Die kleinen Zimmer, Giebel und Türmchen konnten sich gegenüber der großen Pracht nicht länger behaupten. Dazu kam, daß große Teile des Schlosses im 30-jährigen Krieg ausbrannten. So wurden einige Zimmer 1658 noch als alchimistisches Labor genutzt, bevor 1677 Kurfürst Friedrich Wilhelm den Auftrag gab, ein neues Schloß nach Entwürfen des holländischen Baumeisters Rutger van Langerveld (1635-1695), für seinen Sohn Friedrich, den späteren Kurfürsten Friedrich III. und König Friedrich I. in Preußen, zu errichten. Ursprünglich war jedoch eine Dreiflügelanlage nach dem Vorbild von Versailles bei Paris geplant. Allerdings wurde nur der rechte Seitenflügel, das heutige Hauptgebäude, gebaut.
Dem dreigeschossigem Barockbau, der sich stark an den Formen des holländischen Klassizismus orientierte, folgte 1682/85 eine von Johann Arnold Nering erbaute Schloßkapelle mit eindrucksvollem Deckenstücken von Giovanni Caroveri. Zu dem großräumig geplanten Bau gehörte selbstverständlich die Anlage eines Parks. Als einzig mögliches Gelände bot sich die südlich hinter dem Schloß gelegene Halbinsel an. Ihrer Nutzung standen jedoch die jährlichen lang anhaltenden überschwemmungen entgegen, die seit dem Mittelalter ein ständiges Verlegen der Siedlung nach Norden und die Erhöhung des Siedlungsniveaus durch die Anlage einer Terrasse bewirkt hatten. Die überschwemmungen wurden durch den Mühlenstau in Berlin hervorgerufen und hatten mit zunehmender Mahl- und Stautätigkeit in Berlin im Laufe des Mittelalters katastrophale Ausmaße angenommen. Auf einem Kupferstich von Petrus Schenk, Amsterdam, um 1700, ist die Insel noch überschwemmt und nicht sichtbar.
Der einzige Ausweg, das Gelände dennoch für eine Parkanlage geeignet zu machen, bestand in seiner Aufhöhung über die jährliche Hochwassergrenze hinaus. Dieser Weg wurde bestritten. In Ost- West-Richtung wurden in den trockenen Sommermonaten jeweils die alten Erdschichten in 3 bis 5 m Breite und 0,5 bis 1 m Tiefe ausgehoben, in die so entstandenen breiten Gräben eine 1-1,5 m mächtige Sandfüllung eingeschüttet (insgesamt wurden dabei etwa 13.000 m³ Sand angefahren) und anschließend der humose Aushub aus den ehemaligen Erdschichten oberhalb des Sandes in 0,4-1 m Mächtigkeit als Vegetationsgrundlage verteilt. Auf diese Weise wurde die ganze Insel umgegraben und dabei um etwa 1-1,5 m erhöht. Sie war damit hochwasserfrei. An Stelle des Sandes wurde im östlichen Inselteil der Bauschutt vom Abriß des Jagdschlosses verwendet. Alle Unebenheiten des Geländes, insbesondere die noch vorhandenen slawischen und frühdeutschen Wall- und Grabenreste wurden auf diese Weise ausgeglichen und überdeckt. Die Insel erhielt ihre heutige Form.
Nachdem das Schloß im Rohbau fertig war und bezogen werden konnte, verlebte der Kurprinz an der Seite der jungen Elisabeth Henriette von Hessen vier glückliche Ehejahre in ihm, bis sie am 7. Juli im Jahre erst zweiundzwanzigjähig an Kinderblattern verstarb. Nachdem die Trauerzeit vorbei war, wurde im Schloß wieder Hochzeit gefeiert und Sophie Charlotte von Hannover hielt ihren Einzug. Mit ihr rauschte ein Lebensstrom in das kurfürstliche Haus, wie er darin bisher nicht bekannt war. Kurze Zeit später verließ sie aber das Schloß und so lag es nun stiller und verlassener da als je zuvor.
Das Schloß hat in den folgenden 200 Jahren mancherlei Veränderung ertragen müssen. Im Jahre 1823 waren im Schloß Studenten eingekerkert, Leidensgefährten Fritz Reuters, die sich gegen die Machtbesessenheit deutscher Fürsten gewandt hatten. Von Januar 1824 bis Ende 1846 diente es als Traindepot für die preußische Armee und wurde 1848 in ein Demagogengefängnis umgebaut. 1851 wurde das erste preußische Volksschullehrer-Seminar von Potsdam ins Schloß Köpenick verlegt, das bis 1926 dort verblieb.
Auf dem Schloßhof entstand sogar eine Brauerei, deren würziger Sud als ,,Moll“ unter die Leute gebracht wurde. Es liegt die Vermutung nahe, daß darauf der in Berlin gebräuchliche Ausdruck Molle zurückzuführen ist. In unmittelbaren Zusammenhang mit der Errichtung des Schloßneubaus standen zahlreiche bauliche Veränderungen, die das Stadtbild bis heute prägen. So wurde die auf das Schloß führende Hauptstraße , heute die Straße Alt-Köpenick, begradigt und wesentlich verbreitert. Gleichzeitig ließ der Kurfürst alle alten und baufälligen Häuser in der Grün- und Schloßstraße abtragen. Mit direkter Ausrichtung auf den Lange Brücke nach Berlin führenden Weges, der heutigen Oberspreestraße. Die Entstandene städtebauliche Ordnung entsprach dem kurfürstlichen Herrschaftsanspruch und dokumentierte die Bedeutung des Schlosses als Mittelpunkt der Stadt Köpenick.
Kupferstich von Köpenick um 1700
Das Schloß war auch Gerichtsstätte, hier fand am 28. Oktober 1730 auf Befehl Friedrich Wilhelms I. (Soldatenkönig) der Prozeß gegen seinen achtzehnjährigen Sohn, den späteren Friedrich II., sowie gegen dessen Freund und mutmaßlichen Liebhaber Leutnant (Hans Hermann) von Katte wegen ihres Aufbegehrens gegen den Landesherrn statt. Das Kriegsgericht fand im " Wappensaale zu Köpenick" statt. Es endete mit der Exekution des Leutnants von Katte am 1. November 1730 in Küstrin, das Todesurteil für den späteren König wurde aufgehoben.
Ansicht des Schloßes,
J.D. Schleuen D.ä., 1752
In den Jahren von 1741 bis 1782 war das Schloß Witwensitz der Prinzessin Henriette Marie, verwitweten Markgräfin in Schwedt. Sie starb am 7. Mai 1782 in Köpenick und wurde in der Schloßkapelle beigesetzt. Nach ihrem Tode wurde das Schloß nicht mehr bewohnt. König Friedrich Wilhelm III. verkaufte es schließlich inkl. des gesamten Anwesens am 21. März 1804 für 12.000 Taler an den Karthografen Generalleutnant bzw. Graf Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau. Graf von Schmettau gestaltete den barocken Garten in einen englischen Garten um. Zwei Jahre später verstarb Schmettau und das Schloß ging an seinen ältesten Neffen Graf Leopold von Schmettau über, welcher das Mobiliar aber schon bald versteigern ließ und das Schloß an den Berliner Kunsthändler Joseph Lesser für 12.000 Taler verkaufte. 1819 erwarb es die Königliche Domänenverwaltung für 20.000 Taler und stellte es dem Militärfiskus zur Verfügung, der es ab 1830 als Staatsgefängnis nutze.
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VI. Das Edikt von Potsdam
Für die weitere Entwicklung Köpenicks spielte das Edikt von Potsdam (29. Oktober 1685) eine große Rolle, mit welchem der Kurfürst der Mark Brandenburg, den in Frankreich verfolgten Hugenotten eine neue Heimat an der Spree anbot. Auf diese Weise kamen zahlreiche Seidenweber und Tuchmacher aber auch Bierbrauer, Advokaten, Mediziner und Arbeiter, die zum wirtschaftlichen Aufschwung der vor den Toren Berlins gelegenen selbständigen Stadt beitrugen. Dadurch gelang es auch, der durch den Dreißigjährigen Krieg verursachten Entvölkerung Einhalt zu gebieten. Die Einwanderer brachten teilweise hochentwickelte Kenntnisse und handwerkliche Techniken in die Mark Brandenburg und hatten somit einen beträchtlichen Anteil am wirtschaftlichen Aufblühen der Region. Zu den seit 1686 in Köpenick ansässigen Hugenotten (an der " Freiheit") kamen 1697 nochmals 25 und drei Jahre später noch weitere 45 hinzu. Die Textilherstellung entwickelte sich daraufhin zum dominierenden Wirtschaftsfaktor der Mark Brandenburg. Gegen 1700 hatte die Bevölkerungszahl dank der Unterstützung durch die Zuwanderer annähernd den Vorkriegsstand von ca. 100 Einwohnern erreicht. Der anhaltende Zustrom sorgte dann auch schon bald für die erste Stadterweiterung. 1705 erhielt Köpenick von König Friedrich I. das Privilileg, drei Jahrmärkte veranstalten zu dürfen. Seit der Regierungsübernahme durch König Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1713 fanden in Köpenick wie in allen preußischen Städten zudem regelmäßig mittwochs und sonnabends Wochenmärkte statt, welche ebenfalls halfen, das Handwerk sowie das Gewerbe kräftig anzukurbeln. Die Stadt entwickelte sich erfolgreich zu einem begehrten Handelsplatz und galt schon bald als gute Adresse bei den Händlern in der Region.
Dahme und Schlossinsel,
1788
Deckenfarbenmalerei von F. Nagel
über Radierung von Carl Benjamin Schwarz
Zeitgleich wurde auch der Ausbau der städtischen Infrastruktur vorangetrieben und so erhielten beispielsweise 1721 die Schloß- und die Grünstraße ihre erste Pflasterung, die Dächer Ziegel und zur Sicherheit der Häuser und ihrer Bewohner wurden Wassergassen zur Beschaffung von Löschwasser aus der Spree angelegt. 1711 wurde eine Postverbindung zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) eingerichtet, die über Köpenick führte.
Ansicht der Stadt Köpenick mit Schloß,
V. Völker, 1810/1817
Mitte des 18. Jahrhunderts war die wirtschaftliche Lage Köpenicks aber insgesamt schlecht. Den 653 Einwohnern ermöglichten die Erträge aus Ackerbau und Viehzucht ein bescheidenes Auskommen. Da Friedrich II. (Friedrich der Große, König von 1740-1786) bestrebt war, die ökonomische Unabhängigkeit von den Nachbarstaaten vor allem durch die Entwicklung inländischer Produkte zu erreichen, förderte er weitsichtiger Weise die Einwanderung und Ansiedlung geeigneter Arbeitskräfte aus dem Ausland. Mit dieser Siedlungstätigkeit, die als Binnenkolonisation in die Geschichte einging kam es zu entscheidenden Veränderungen. Im Köpenicker Raum entstanden in diesem Zusammenhang Müggelheim (1747), Grünau (1749) und Friedrichshagen (1753).
Ansicht von Köpenick mit Schloß,
Gemälde von Wilhelm Barth von 1830
Der Siebenjährige Krieg (1756-1763) unterbrach zeitweilig das Aufblühen Köpenicks. Die Stadt konnte sich zwar 1757 einer Belagerung durch österreichische Truppen entziehen, wurde aber im Oktober 1760 von russische Truppen besetzt und ausgeplündert. Wesentliche Verluste entstanden dabei durch den Raub von 150 Kühen, 80 Ochsen und 92 Pferden. Der Gesamtschaden wurde in den Aufzeichnungen mit 58.955 Talern, 20 groschen und 7 Pfennigen beziffert. Friedrich II. ersetzte der Stadt aber bis zum Juni 1761 lediglich 9.545 Taler. 1784 wurden in der Stadt 1.495 Einwohner gezählt, zu denen noch weitere 221 Einwohner die im Kietz lebten hinzukamen. Die Bemühungen die wirtschaftliche Situation in der Region zu verbessern wurden aber schon im Oktober 1806 unterbrochen als die französischen Truppen vor den Toren der Stadt standen. Wieder kamen erhebliche Belastungen auf die Stadtkasse zu. Im Jahr 1813 hatte Köpenick 1.771 Einwohner.
Kupferstich Schloß Köpenick von 1833
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VII. Die industrielle Revolution
Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland einsetzende industrielle Revolution führte auch in Köpenick zu entscheidenden Veränderungen. Sichtbares Zeichen dafür war die 1828 erfolgte Inbetriebnahme der ersten Dampfmaschine in der Papierfabrik Rosenheim.
Hatten bislang in Köpenick die Seidenspinner und Wollweber dominiert, so kamen jetzt gänzlich neue Berufszweige auf, beispielsweise das von Henriette Lustig ins Leben gerufene Wäschereigewerbe. Sie war die erste, die 1835 dazu überging, nicht mehr im Haus des Kunden, sondern bei sich daheim die Kundenwäsche zu waschen. Das war die Geburtsstunde der Wäschereien. 1855 gab es in Köpenick bereits 200 kleine und mittlere Wäschereien, deren Zahl weiter anstieg. Bereits 1832 richtete sich der damals 22jährige Wilhelm Spindler in Kellerräumen am Berliner Spittelmarkt eine Färberei ein und empfahl sich seiner Kundschaft "im Färben seidener, wollener und baumwollener Zeuge, sowie im saubersten Waschen von Shawls und Glätten von Kattunkleidern".
1854 eröffnete er die erste deutsche chemische Wäscherei; ein Ergebnis seiner Reise nach Frankreich, wo es bereits seit 1825 die sogenannte "Trockenreinigung" gab. 1873 errichteten die Brüder Karl und Wilhelm Spindler auf einem 200 Morgen großen Gelände, dem heutigen Spindlersfeld, die erste Großwäscherei, die "Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei". Sie besteht bis in unsere Zeit (LAROSČ) fort , natürlich in völlig veränderter und modernisierter Form (in DDR Zeiten als VEB Blütenweiß später als Kombinat Rewatex). Köpenick wird die "Waschküche" Berlins.
Eine Erwähnung verdient sicher auch die von 1888 bis 1948 in Friedrichshagen ansässige Bronzegießerei von Hermann Gladbeck. Sie genoß um die Jahrhundertwende herum Weltruhm. Von der Leistungsfähigkeit des Familienunternehmens zeugen die noch heute in vielen Städten Deutschlands und der Welt aufgestellten Großbronzen. Unter anderen wurden der Neptunbrunnen von Reinhold Begas beim Fernsehturm, die als "Gold-Else" bekannte Victoria auf der Siegessäule, das Reiterstandbild des "Alten Fritz" Unter den Linden, das "Washington Monument" in Philadelphia (USA) und die Reliefumgürtelung des Kriegerdenkmals in Indianapolis (USA) in den Gladenbeckschen Werkstätten gegossen.
Parallel zur fortschreitenden Industrialisierung erfolgte die verkehrsmäßige Erschließung, Eisenbahn- und Dampferverbindungen entstanden. So mancher heutige Köpenicker Betrieb hat Vorgänger aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf dem Gelände des ehemaligen VEB Baukombinat befand sich beispielsweise eine Nitritfabrik. In der Wendenschloßstraße wurde 1882 eine Linoleumfabrik eröffnet, an dieser Steile entstanden später die Produktionshallen des VEB Funkwerk.
Als Folge der Industriealisierung wuchs Oberschöneweide zu einem bedeutenden Industrievorort Berlins an. Dieser war zum Beispiel die Hochburg der AEG, die 1887 aus der 1883 gegründeten Deutschen Edison-Gesellschaft hervorging. Dies wurde begünstigt durch die Wasserlage, die Lage an der Görlitzer Eisenbahn, die Nähe von Ausfallstraßen, niedrige Bodenpreise sowie die Möglichkeit, das Arbeitskräftepotential der Randgebiete zu nutzen. Die Bevölkerungszahl Oberschöneweides steigt in der Folgezeit schnell an: 1850 waren es noch 116 Einwohner, 1895 (626 Einwohner), 1900 (5.850 Einwohner), 1904 (14.700 Einwohner), 1919 (25.000 Einwohner) und 1930 (30.000 Einwohner).
1854 hat Köpenick 3300 Einwohner. Für die wachsende Bevölkerungszahl bot die Köpenicker Altstadt nicht mehr ausreichend Platz, anderer Baugrund mußte gefunden werden; die Kietzer (1873), die Köllnische (1874) sowie die Dammvorstadt (1883) wuchsen heran. Bis 1871 erhöhte sich die Einwohnerzahl Köpenicks auf 4.538, vier Jahre später waren es dann bereits 7.113 Einwohner. Im Jahr 1870 flammten die ersten mit Petroleum betriebenen Straßenlaternen auf, die Hauptstraßen erhielten eigene Fußwege und die Wege nach Grünau und Friedrichshagen wurden befestigt. Mitte der siebziger Jahre entstand auch die Freiwillige Feuerwehr. Köpenick war endgültig auf dem Weg zu einem bedeutenden lndustrievorort Berlins. 1884 wurde das Viertel östlich der Bahnhofstraße parzelliert, und nur schon 3 Jahre später lebten hier fast 1.400 Einwohner.
Hinter dieser Entwicklung zurückgeblieben waren indessen die sozialen Verhältnisse. Wegen der zunehmenden Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen schlossen sich 1871 Arbeiter, Handwerker und Gewerbetreibende zusammen, gründeten einen Arbeiterbildungsverein, aus dem drei Jahre später der sozialdemokratische Wählerverein hervor ging. 1878 gab es in Köpenick bereits eine sozialdemokratische Mehrheit, die zunächst durch das berüchtigte Sozialistengesetz stark behindert war, jedoch illegal tätig blieb und bei den Reichstagswahlen 1884 die meisten Stimmen erhielt. 1890 fand in den Müggelbergen die erste große Maifeier der Arbeiter statt.
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VIII. Köpenick wird als Ausflugsgebiet entdeckt
Im Jahre 1842 wurde der Bahnhof Köpenick der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn eröffnet (in Friedrichshagen erst 1849) und 1876 in einen Vorortbahnhof umgewandelt. 1866 wurde Grünau an die Görlitzer Bahn angeschlossen. Von 1874 bis 1902 verkehrte auch eine Pferdebahn zwischen dem Bahnhof und dem Schloßplatz. Dieser Omnibus fuhr ab 1882 als "Pferdebahn" auf Schienen und erreichte normalerweise den Bahnhof innerhalb von 20 Minuten. 1898 begann die Planung einer elektrischen Bahn, deren Ausbau 1903 begann. Am 11. August 1905 fuhr diese Straßenbahn erstmals auf der Haupstrecke zwischen Bahnhof Köpenick und Schloßplatz. Zwei Jahre später wurde das Streckennetz Richtung Wendenschloß erweitert und das Amtsgericht zieht zum Hohenzollernplatz (heute Mandrellaplatz) um.
Schon frühzeitig war Köpenick auch als Landschaftsschutzgebiet mit vielfältigen Reizen entdeckt worden. Seine Wälder und Seen zogen Ausflügler in großer Zahl an. Das führte zum Bau zahlreicher Gaststätten sowie Bootshäuser innerhalb der Uferzonen.
Idiotischer Weise war aber das Baden nicht so ohne weiteres möglich, da bis 1907 das Schwimmen im Müggelsee, wie in allen Berliner Seen und Flüssen, polizeilich streng verboten war und als grober Unfug und Verstoß gegen Sitte und Anstand galt. Erst im Mai 1907 wurde die erste "öffentliche Badestelle" am Wannsee freigegeben. Damit verbunden war der Erlaß einer Polizeiverordnung zur Badebekleidung: Die Männer mußten eine die Oberschenkel und Hüften bedeckende Hose tragen und bei den Frauen war ein Badeanzug gefordert, der von den Schultern bis zum Kniegelenk alles verhüllte. Daraufhin wurden auch östlich der Stadt Berlin geeignete Gelände zur Errichtung von Freibädern gesucht. 1908 entstand das Bad in Grünau und 1912 war dann auch am Müggelsee das Schwimmen erlaubt. Im Freibad bei Rahnsdorf tummelten sich am 26. Mai die ersten Badelustigen. 1925 mußten aber auch die letzten innerstädtischen Flußbadeanstalten wegen zunehmender Verschmutzung der Spree geschlossen werden. Als einziges existiert heute noch das Flußbad Gartenstraße im Kietz an der Dahme. Daraufhin wurde 1926 das am Nordufer des Müggelsees gelegene Freibad Rahnsdorf beschleunigt ausgebaut.
Am 27. Juni 1880 fand erstmals eine Ruderregatta auf dem Langen See in Grünau statt, dort, wo noch bis zum Ende der DDR internationale Wettkämpfe ausgetragen wurden. Am 1. April 1890 wird der alte hölzerne Müggelturm offiziell als Aussichtspunkt zugelassen. Im gleichen Jahr formierte sich der späterhin so einflußreiche Dichterkreis um Wilhelm Bölsche und Bruno Wille in Friedrichshagen, dessen progressive Anschauungen unter anderen Erich Mühsam anzogen.
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IX. Der Hauptmann von Köpenick
Zwischen 1901 und 1904 entstanden unter Leitung von Hugo Kinzer, das Köpenicker Rathaus, gebaut im Stil der damals modernen märkischen Backsteingotik, im Dreieck Rosen-Böttgerstraße und der Straße Alt-Köpenick (an derselben Stelle wie sein Vorgänger aus dem 17. Jahrhundert).
Im Oktober 1906 kam Köpenick durch den arbeitslosen 57jährige Schuster Wilhelm Voigt in die Schlagzeilen, weit über die Landesgrenzen hinaus. Er besetzte in einer Hauptmannsuniform des 1. Garderegiments mit zehn Grenadieren das fast nagelneue Köpenicker Rathaus. Er ließ den Bürgermeister Dr. Langhans sowie den Schalterbeamten von Wiltberg verhaften und beschlagnahmte die fast leere Stadtkasse (4000 Mark, 37 Pfennige). Vor allem das Ausland lachte über diesen gelungenen Streich, der den preußischen Untertanengeist und Kadavergehorsam bloßstellte. Zehn Tage nach dem Bubenstück wurde er ausfindig gemacht und abgeführt. Ein ehemaliger Mithäftling (wegen zahlreicher Betrügereien hatte der Schuster bereits 27 Jahre und sechs Monate gesessen) hatte der Polizei einen Tip gegeben. Er wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, aber schon im August 1908 wieder auf freien Fuß gesetzt.
X. Köpenick wird 16. Verwaltungsbezirk von Berlin
Zwischen 1903 und 1906 wurde der Straßenbahnhof sowie das Pumpwerk in der Wendenschloßstraße gebaut. 1903 beträgt die Einwohnerzahl bereits über 25.000. Von 1912 bis 1913 entstand das Krankenhaus am Rande der Kämmereiheide. Den ersten Weltkrieg (1914-1918) und den Sturz der Monarchie (9.11.1918) überstand Köpenick so gut wie unbeschadet.
Hatte Köpenick zunächst seine Ausdehnung auf die Vorstädte genommen, so kamen mit der Zeit einige ehemals städtische Waldgebiete hinzu, die gleichfalls für die Besiedlung freigegeben wurden. Hirschgarten, Grünau, Karolinenhof und Wendenschloß erlangten mehr und mehr ein eigenes Profil. Die Landhauskolonien Uhlenhorst und Köpenick-Nord entstehen zwischen 1910 und 1918. Im Auftrag der gemeinnützigen Baugesellschaft Berlin-Ost entstehen die Siedlungen Elsengrund (1919/1921), Wolfsgarten (1924) und Mittelheide (1928/1929).
1919 hat Köpenick 56.910 Einwohner.
Am 27.04.1920 kam es zur Verabschiedung des "Gesetzes über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin" im preußischen Parlament; das Gesetz trat am 1. Oktober 1920 in Kraft. Groß-Berlin setzte sich aus den heutigen Bezirken: Mitte, Wedding, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Tiergarten und den sieben umliegenden Städten: Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg, Neukölln, Lichtenberg, Spandau und Köpenick, sowie 59 Landgemeinden (z.B. dem "größten Dorf Preußens", Steglitz) und 27 Gutsbezirken (Bezirke: Zehlendorf, Steglitz, Tempelhof, Treptow, Weißensee, Pankow und Reinickendorf) zusammengschlossen. Die Stadt Berlin mit nunmehr 878 km² Fläche wird in 20 Bezirke eingeteilt. Berlin wird zur Weltstadt, mit 3,8 Millionen Einwohnern rückt sie nach London und Paris zur drittgrößten Stadt Europas auf.
Köpenick wurde dadurch zum 16. Verwaltungsbezirk Berlins. Neben den Ortsteilen Köpenick, Friedrichshagen, Rahnsdorf mit Wilhelmshagen und Hessenwinkel, Müggelheim, Grünau, Schmöckwitz mit Karolinenhof und Rauchfangswerder, gehörte bis 1938 auch noch Bohnsdorf zu Köpenick, wurde dann aber an Treptow im Tausch gegen Oberschöneweide abgegeben.
Die kleinen (heutigen) Ortsteile Köpenicks profitierten davon ganz besonders. Schließlich hatten sie ständig finanziellen Probleme und es boten sich ihnen jetzt bessere Möglichkeiten der Besiedlung, es kam zum Bau neuer Straßen, Schulen und anderer öffentlicher Einrichtungen.
Zu einem für damalige Zeiten sensationellen Ereignis kam es 1927 als Teile eines insgesamt 120 Meter langen und 5 Meter breiten Betonrohres 8,5 m in den Spreegrund eingelassen und zu einem Tunnel verbunden wurden. Der "Spreetunnel" verbindet seitdem Friedrichshagen mit dem Westufer des Müggelsees. Er dient als Ersatz für eine alte Dampferfähre, die seit 1894 in Betrieb war.
Seit dem 01. Januar 1931 wird Köpenick mit "K" geschrieben. (vorherige Schreibweise: Cöpenick)
1932 hatte Köpenick schon fast 83.000 Einwohner und es entstand die Siedlung Kietzer Feld. Elektrischen Strom gab es aber in vielen Straßen der Siedlung erst später, im Funkelgang beispielsweise erst 1935 oder 1936. 1933 hat Köpenick 88.517 Einwohner und die Arbeitslosenquote beträgt katastrophale 27,5%.
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XI. Die Entstehung der Arbeiterbewegung
Die wachsende Konzentration von Industriebetrieben im Köpenicker Raum ließ Schritt für Schritt eine Arbeiterbewegung entstehen, die entschlossen den Kampf für ihre Rechte aufnahm. Zwischen 1904 und 1906 kam es in Köpenick zu den ersten großen Streikaktionen für bessere Löhne in den Nileswerken (zu DDR-Zeiten Transformatorenwerk ,,Karl Liebknecht"), im Kabelwerk Oberspree sowie bei Spindler. In Oberschöneweide, einer Hochburg der Arbeiterbewegung, schlossen sich 1906 elf Berufssparten zu einem Gewerkschaftskartell zusammen.
Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges prangerten die Arbeiter die demagogische Haltung der rechten SPD- Führung an, die den Kriegskrediten zugestimmt hatte. Der Krieg verschlechterte vor allem die Lage der Werktätigen. So demonstrierten 1917 in Oberschöneweide viele Frauen gegen den Krieg, in den Betrieben tauchten Flugblätter des Spartakusbundes für eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft auf.
Am 9. November brach der Generalstreik aus, der die Revolution in Deutschland einleitete. Auf dem Rathaus in Friedrichshagen wehte eine rote Fahne. Am 11. November 1918 wurde in Köpenick ein Arbeiterrat gebildet. Am 15. Juni 1919 formierte sich als die entscheidende Kraft der Arbeiterbewegung in dem Lokal ,,Zur Marktbörse" die Ortsgruppe der KPD, die bereits ein Jahr darauf ihre Bewährungsprobe bei der Niederschlagung des Kapp-Putsches bestand. Bewaffnete Einheiten der Köpenicker Arbeiter nahmen unter Führung von Alexander Futran (USPD) und Alfred Rebe (KPD) den Kampf gegen die Reichswehr auf.
Futran und 12 weitere Arbeiter fielen in die Hände der Soldaten und wurden bestialisch ermordet. Ein Köpenicker Platz trägt heute den Namen von Alexander Futran. Dort und am S-Bahnhof Grünau halten Gedenksteine die Erinnerung an die Opfer des Kapp-Putsches wach.
Der rechtsradikale Kapp-Putsch (13.03.1920) als erste Bewährungsprobe der jungen Republik wird niedergeschlagen; Hauptschauplatz ist Berlin. Bei den Wahlen zur Bezirksversammlung am 17. November 1929 bekamen SPD (26,8%) und KPD (24,7%) zusammen über die Hälfte der Stimmen und die NSDAP war mit 6,4% nahezu bedeutungslos.1933 hat Köpenick etwa 87.300 Einwohner.
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XII. Errichtung der NS-Diktatur und Köpenicker Blutwoche
Direkt nach dem Reichstagsbrand in der Nacht 27./28. Februar 1933 begann auch in Köpenick auf der Grundlage der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" die Verfolgung politischer Gegner der Hitler-Partei. In der bereits weitgehend gleichgeschalteten Groß-Berliner Ost-Zeitung aus Friedrichshagen wurden die Wahlkundgebungen der Nationalsozialisten und der Deutschnationalen stark herausgestellt, während vom Wahlkampf der SPD und KPD sich lediglich kurze und eher negative Notizen fanden. Bei den Bezirkswahlen am 12. März 1933 kam es dann auch zu einem erdrutschartigen Sieg für die Nationalsozialisten (NSDAP 42,4%, DNVP 13,1%, SPD 19,7%, KPD 18,5%). Diese hatten jedoch einen noch deutlicheren Sieg erwartet. Nach den Wahlen wurden die politischen Gegner der NSDAP durch Gesetze und Terror aus der Politik und den öffentlichen ämtern vertrieben und verfolgt. Die NS-Diktatur wurde errichtet.
Die Ereignisse um die Köpenicker Blutwoche stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit den politischen Schritten der Nationalsozialisten zur Zementierung ihrer Machtposition, also der Entledigung ihres deutschnationalen Partners, dem Verbot von KPD und SPD und so weiter.
In dieser allgemeinen politischen Situation plante sie nun eine größere Aktion gegen ihre politischen Gegner. Diese begann am Vormittag des 21. Juni 1933. Über 500 Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, bürgerliche Demokraten und Christen wurden aus ihren Wohnungen in die Sturmlokale der SA verschleppt, wo sie grausam mißhandelt wurden, mindestens 23 Köpenicker fanden den Tod. Folterstätten waren die berüchtigten SA- Lokale Uhlenhorst, Demuth in der Elisabethstraße, Jägerheim in der Puchanstraße, das Wassersportheim in der Wendenschloßstraße und das Amtsgerichtsgefängnis. Die furchtbaren Ereignisse gingen in die Geschichte als Köpenicker Blutwoche ein.
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XIII. Das Ende des 2. Weltkrieges
Der Neubeginn war schwer: Von 12.500 Häusern waren rund 3.500 durch Luftangriffe und Bodenkämpfe zerstört, andere nur zum Teil bewohnbar. In Köpenick leben 104.624 Menschen (fast 17.000 weniger als bei Ausbruch des Krieges). Die Aktivisten der ersten Stunde, gingen an die schwere Aufgabe, Zerstörtes wieder auf zubauen, insbesondere die Versorgung mit Strom und Wasser zu sichern, die Arbeitsfähigkeit von Bäckereien herzustellen, die Verteilung von Lebensmitteln zu organisieren, die Seuchengefahr abzuwenden, medizinische Einrichtungen mit dem Nötigsten auszustatten. Ebenso mußten das Verkehrsnetz instand gesetzt und die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Produktion in den Betrieben geschaffen werden. Es erforderte immense Kraft, ein normales Leben in Gang zu bringen.
Zur Erinnerung an den Einzug der ersten Gardepanzerarmee und der achten Gardearmee der sowjetischen Streitkräfte am 23. April 1945 wurde der ehemalige Stadtpark in "Platz des 23. April" umbenannt. Hier steht auch ein Mahnmal für die Opfer der Köpenicker Blutwoche. Eine steinerne Faust reckt sich in die Höhe, Symbol für die Kraft des Widerstandes, der letztlich über Terror und Unmenschlichkeit triumphiert. 27 Straßen und Plätze tragen heute im Stadtteil Köpenick die Namen antifaschistischer Widerstandskämpfer (Stand : 1989).
In einer Gaststätte des Ortsteils Wendenschloß war zeitweilig das Hauptquartier des Oberkommandierenden der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, Marschall G. K. Shukow, untergebracht. Am 5. Juni 1945 kam es hier zu einem Treffen mit den Oberkommandierenden der alliierten Armeen General Eisenhower, Feldmarschall Montgomery sowie General de Lattre de Tassigny. Am 15. Juni 1945 wurde in Köpenick als erste Bildungsstätte dieser Art in Berlin eine Volkshochschule übergeben. Nach und nach begannen die anderen Köpenicker Betriebe ebenfalls zu arbeiten. Die folgenden Jahre waren von großen Anstrengungen gekennzeichnet, sowohl die Hinterlassenschaft des Krieges zu beseitigen.
1950, anläßlich des 1. Deutschlandtreffens der Jugend in Berlin, übergab Präsident Wilhelm Pieck in der Wuhlheide den Pionierpark ,,Ernst Thälmann" (heute FEZ). Im selben Jahr wurde den Mördern der Blutwoche in Köpenick der Prozeß gemacht, 15 erhielten die Todesstrafe, hinter anderen schlossen sich lebenslänglich die Zuchthaustore. 1951 nahm der Rundfunk von einem neuen Gebäude in der Nalepastraße in Oberschöneweide Besitz; in Köpenick wurden die ersten Häuser nach dem Kriege errichtet. Mehrere große Wohnkomplexe in der Friedrichshagener und in der Seelenbinderstraße sowie in Hirschgarten nahmen Gestalt an. Das war gewissermaßen der Auftakt für weitere Neubauten, die 1957 auf dem Kietzer Feld, in Oberschöneweide, in der Straße An der Wuhlheide, in Köpenick Nord an der Gehsener Straße, in Spindlersfeld sowie in der Köllnischen Vorstadt entstanden. Dadurch stieg die Anzahl der Einwohner bis 1972 auf ihren Höchststand, im 20. Jahrhundert, von 130.706 Einwohnern, ging anschließend aber bis zum Jahr 1991 auf gut 108.000 zurück.
Das traditionsreiche Erholungswesen erlebte seinen Neubeginn. 1967 entstand der Jugendcampingplatz an der Großen Krampe, es folgten der lntercampingplatz am Krossinsee und ein Bungalowdorf am Müggelsee. Beim Rat des Stadtbezirks wurde eigens ein Referat für das Ausflugs- und Erholungswesen geschaffen. Köpenick machte seinem Ruf, die grüne Lunge Berlins zu sein, alle Ehre.
1998 beschloß das Berliner Abgeordnetenhaus die Zusammenlegung der Bezirke Köpenick und Treptow zum 01.01.2001 im Rahmen der Berliner Bezirksreform zum Großbezirk Treptow-Köpenick.
Am 07.10.2002 wurde die neue Spreebrücke zwischen der Straße "An der Wuhlheide" und der "Oberspreestraße" in Spindlersfeld eröffnet. Sie ist der erste Teil der geplanten Entlastungsstraßen für Köpenick und seine Altstadt. Die Baukosten der "Wilhelm Spindler" Brücke lagen etwa bei 51 Millionen Euro. Die neue Trasse ist 1100 Meter lang, hat vier Spuren und einen kombinierten Rad- und Fußweg und führt auf der Wilhelm-Spindler-Brücke über die Spree und auf der Köllnischen Brücke über die S- Bahngleise.
Köpenick hat heute etwa 136.000 Einwohner.
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Weitere Informationen können Sie auf der Seite
"Köpenick von A-Z" nachlesen, insbesondere zu den Köpenicker Ortsteilen und diversen Bauwerken finden sie hier weitergehende Informationen.
Noch ein Hinweis: wer sich ausschließlich mit der Köpenicker Geschichte befassen will, kann sich den Besuch im Märkischen Museum sparen, da sich dieses Museum ausschließlich mit der Geschichte Berlins befaßt. Informationen über Köpenick suchte ich dort vergebens. Wer allerdings etwas über Berlins Vergangenheit sucht, wird dort sicher fündig werden.
(Adresse: 10179 Berlin, Am Köllnischen Park 5)