Die denkmalgeschützte Lange Brücke führt über die Dahme und verbindet die Köpenicker Altstadt mit der Köllnischen Vorstadt und Spindlersfeld. 1892 wurde sie fertig gestellt. Diese aus Klinkern gemauerte, 72,7 m lange Korbbogenbrücke, ersetzte eine hölzerne Konstruktion. Die Widerlager und Mittelpfeiler lagern auf Holzpfählen. Ursprünglich war sie nur 10 m breit, wurde aber in den 30er Jahren mit einer auskragenden Stahlkonstruktion für die zusätzlichen Gehwege auf beiden Seiten auf 16 m verbreitert. Zwischen 1995 und 1998 erfolgte eine vollständige Sanierung um ihre Standsicherheit zu gewährleisten. Die Kosten beliefen sich auf 8,5 Millionen D-Mark. Die Brücke wurde dabei mittels einer beidseitig auskragenden Spannleichtbetonplatte auf 17,2 m verbreitert.
Bevor die Sanierungsarbeiten begannen, wurde direkt daneben eine stählerne Zusatz-/Behelfsbrücke gebaut und mit ihr verbunden um die Dahme-überquerung während der Bauarbeiten sicher zu stellen.
Die Behelfsbrücke, eine zweiteilige geschweißte Stahl-Fachwerk-Konstruktion, verfügt über zwei Fahrspuren, ein separates Straßenbahngleis und einen Fußgängerweg.
Sie ist 78 m lang und 23,76 m breit. Die Behelfsbrücke sollte zwar nach der Sanierung der historischen Brücke wieder entfernt werden, aber es wurde offensichtlich, daß ihre zusätzlichen Verkehrskapazitäten unverzichtbar geworden waren. In der Folge wurde geplant, die Behelfsbrücke erst zu entfernen, wenn die Altstadtumfahrung (2. Bauabschnitt der Tangentialverbindung Ost) fertig gestellt ist und somit die Altstadt vom Durchgangsverkehr der Berufspendler spürbar entlastet wurde.
Wie sich herausstellte, brachte das für die Verkehrsentlastung der Brücke nicht genug. Und so staut sich der Verkehr trotz Altstadtumfahrung weiterhin zu beiden Seiten der Brücken. 2008 wurde die Behelfsbrücke teilweise erneuert.
Planungen mit Stand 2009 gingen noch davon aus, daß die Behelfsbrücke spätestens dann ersatzlos entfernt wird, wenn das Tangentenkonzept (TVO inkl. der Ost-West-Trasse) vollständig umgesetzt ist. Da sich die Realisierung der Ost-West-Trasse allerdings weiter verzögert und der für die Verkehrsentlastung notwendige 2. Abschnitt der Ost-West-Trasse in die unbestimmte Zukunft verlegt wurde, ist nicht zu erwarten, daß es einen Behelfsbrückenersatzbau mit entsprechend begrenzter Haltbarkeit und konstruktionsbedingt deutlich höherer Lärmentwicklung geben wird.
Inzwischen hat die Berliner Senatsverwaltung bestätigt, daß es einen Ersatzneubau geben wird, der sowohl die historische Brücke ersetzen wird, als auch die Behelfsbrücke. Grund: Die Brücken sind für Sanierungen inzwischen zu marode und der Denkmalschutz für die historische Brücke wurde zwischenzeitlich vollständig aufgehoben, nachdem zuvor erst nur nur eine Machbarkeitsstudie klären sollte, inwieweit die denkmalgeschützte Brücke in das neue Bauwerk integriert werden könnte. Der Landesdenkmalrat hatte dazu noch 2012 erklärt, dass ein eventuell erforderlicher Ersatzneubau in Gestaltung und Materialwahl dem Umfeld, darunter auch dem Schloss Köpenick, gerecht werden muß. Im selben Jahr wurden die Baukosten mit 11,5 Mio. Euro beziffert. Die Baumaßnahmen sollten 2018/2019 erfolgen.
Im Herbst 2015 erzählte man noch, daß der Planungsbeginn für Anfang 2017 angestrebt wird. Daraus wurde aber nichts. Erstmal wurde der Neubau der Salvador-Allende-Brücke abgewartet, der Mitte 2021 abgeschlossen sein sollte, woraus letztlich Dezember 2022 wurde. Man tat also weiterhin nichts.
Die Brücken müssen folglich noch einige Jahre durchhalten. Irgendwie.
Die ersten oberflächlichen Planungen für den Ersatzneubau begannen erst im Jahr 2021. Die Prüf- und Genehmigungsverfahren werden sich offenbar noch sehr lange hinziehen. Die Baumaßnahmen werden, Stand: Juli 2023, frühestens Ende 2027 beginnen und somit frühestens 2031 enden. Als Grund für die extreme Terminverschiebung wurde im Jahr 2021 angegeben, daß es möglich ist, daß ein Planfeststellungsverfahren notwendig werden könnte. Ohne dem könnte es schneller voran gehen. Die früheren Aussagen, die Bauplanung soll erst beginnen wenn die Salvador-Allende-Brücke fertig gestellt ist, um zu verhindern, daß beide Brücken gleichzeitig im Bau sind, hat sich damit für mein Empfinden als haltlose Schutzbehauptungen herausgestellt, die dem Zweck diente, die offensichtliche völlige Untätigkeit zu kaschieren.
Für die Baukosten wurden vor Beginn der tatsächlichen Planung, 30 Mio. Euro veranschlagt.
Wie stark die Verkehrseinschränkungen während der Baumaßnahmen sein werden, ist bislang nicht absehbar, weil die Planungen dafür noch nicht weit genug fortgeschritten sind. Geplant wird offenbar, die Behelfsbrücke während des Neubaus stehen zu lassen damit der Verkehr einspurig je Richtung erfolgen kann. Ich gehe von lang andauernden unzumutbaren Stausituationen aus, weil die Situation auch so schon seit vielen Jahren ein großes Problem ist, weil die Straßeninfrastruktur beiderseits der Brücken unzureichend ist und es keine brauchbaren Umfahrungsmöglichkeiten gibt, da die einzig sinnvolle Ausweichroute durch die Lindenstraße ebenfalls übel zugestaut ist, weil die Fertigstellung der Tangentialverbindung Ost und der Bau der Ost-West-Trasse seit Jahrzehnten verschleppt werden und damit noch über die Fertigstellung der beiden Brücke hinaus, fehlen werden. Und das bei weiterhin sehr stark zunehmenden Einwohnerzahlen in Köpenick aufgrund sehr reger Wohnungsbautätigkeit.
Bislang ist von etwa folgender Brückenaufteilung je Fahrtrichtung auszugehen: 3,7 m Gehweg, einschl. Geländer und Beleuchtung, 2,3 m Radweg, 0,5 m Sicherheitsstreifen, 6,5 m Richtungsfahrbahn, 2-spurig, 3,2 m Straßenbahn, 1,0 m Notgehweg